Erdbeben und induzierte Seismizität
In Deutschland gibt es nur wenige Regionen mit erhöhtem Erdbebenrisiko. Bayern liegt größtenteils außerhalb der gefährdeten Gebiete. Lediglich im Südwesten, Richtung Schweiz, in den Alpen und an der Schwäbisch-Fränkischen Alb, besteht ein geringes Erdbebenrisiko. Dies liegt vor allem an der tektonischen Plattenbewegung zwischen der Eurasischen und Afrikanischen Platte. Die ständige Bewegung dieser Platten führt zu Spannungen in der Erdkruste, die sich in Form von seismischen Ereignissen entladen können. Die natürliche Vorspannung des Untergrundes spielt eine wesentliche Rolle bei seismischen Ereignissen, sie ist in Oberbayern jedoch sehr gering.
Der Betrieb von Geothermieanlagen kann jedoch, beispielsweise durch einen zu hohen Druck bei der Reinjektion des Tiefenwassers, seismische Ereignisse auslösen, die für den Menschen nicht spürbar sind und keine Schäden verursachen. Vom Menschen ausgelöste seismische Ereignisse werden als induzierte Seismizität bezeichnet. In Bayern wurden bisher nur bei wenigen Geothermieanlagen im Raum München geringfügige seismische Ereignisse mit einer Magnitude von etwa zwei gemessen – vergleichbar mit den Erschütterungen eines mit hoher Geschwindigkeit an einem Haus vorbeifahrenden vollbeladenen Lastkraftwagens beziehungsweise dem Knall eines Flugkörpers beim Durchbrechen der Schallmauer (Überschallknall). Es gab weder Gebäude- noch Personenschäden. Aufgrund der geringen Vorspannung und geringen natürlichen Seismizität in Oberbayern sind ausgelöste Mikrobeben mit größeren Magnituden höchst unwahrscheinlich.
Induzierte Seismizität beschreibt die vom Menschen gemachte Erdbebenaktivität in einem bestimmten Gebiet und umfasst Faktoren wie die Häufigkeit, Verteilung der Bebenstärken, die räumliche Verteilung und Tiefenverteilung. Menschliche Aktivität im Untergrund kann die Seismizität beeinflussen und verschiedene Eingriffe in den Untergrund können seismische Ereignisse auslösen.
Die Landkreise Fürstenfeldbruck und Dachau liegen nicht in seismisch aktiven Zonen, daher sind natürliche Spannungslösungen höchst unwahrscheinlich. Die Geothermieanlage in Geiselbullach kann durch ein weitreichendes Messnetzwerk die Entwicklung von Mikroseismizität frühzeitig erkennen, was es ermöglicht, zeitnah auf mögliche Bodenschwingungen (seismische Aktivitäten) zu reagieren, die durch den Betrieb geothermischer Anlagen verursacht werden können.
Das seismische Messnetz in Bayern dient zur Überwachung und Analyse von Erdbebenaktivitäten in der Region. Es besteht aus mehreren Stationen, die kontinuierlich Daten über seismische Ereignisse sammeln und über ganz Bayern verteilt sind. Diese Daten werden verwendet, um seismische Ereignisse zu detektieren, deren Stärke zu bestimmen und mögliche Risiken abzuschätzen. Ein wichtiger Aspekt des seismischen Messnetzes ist das Ampelsystem, welches ein visuelles Werkzeug ist, das den aktuellen Gefahrenstatus aufgrund seismischer Aktivitäten anzeigt. Es besteht dabei aus drei Stufen: Grün (keine Gefahr), Gelb (Warnung) und Rot (Alarm). Es ermöglicht eine schnelle und koordinierte Reaktion auf potenzielle Erdbebenereignisse und minimiert das Risiko für die Bevölkerung. Durch die Kombination des dichten Messnetzes von seismischen Stationen und einem strukturierten Ampelsystems kann Bayern frühzeitig auf seismische Aktivitäten reagieren und die Sicherheit der Bürger gewährleisten.